Hintergründe zur Einführung der EPDs
Die Treibhausgasemissionen sind in Deutschland im Jahr 2022 mit 1,9 Prozent leicht gesunken. Allerdings hat der Gebäudesektor die erlaubte Jahresemissionsmenge erneut überschritten. Der CO2-Ausstoß verringerte sich zwar um 5 Prozent auf 112 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente (Quelle: Umweltbundesamt), laut Klimaschutzgesetz sind aber nur 107,4 Millionen Tonnen zulässig. Einer DGNB-Studie zufolge entstehen bereits vor der tatsächlichen Nutzung von Gebäuden 30 bis 50 Prozent der Treibhausgasemissionen. Da einige Zertifizierungssysteme für nachhaltige Gebäude eine Ökobilanzierung verlangen, benötigt die Baubranche standardisierte und europaweit gültige Informationen über Produkte, Inhaltsstoffe und Transportwege: die EPDs. Hersteller können ihre Produkte damit kennzeichnen lassen und für Transparenz sorgen.
Die EPDs basieren auf den Standards ISO 14025 sowie DIN EN 15804. Damit werden einerseits Umweltinformationen über den Lebensweg von Produkten festgehalten. Andererseits wird sichergestellt, dass alle Daten über Bauprodukte, -leistungen und -prozesse einheitlich abgeleitet, dargestellt und verifiziert werden. Die beiden Normen sind Voraussetzung für europaweit gültige EPDs.
Was ist eine EPD?
Eine EPD (Environmental Product Declaration) bildet eine faktenbasierte Informationsgrundlage für die Einstufung eines Produktes hinsichtlich seiner Nachhaltigkeit. Diese umfasst technische Informationen, Umweltkennwerte sowie Herstellungs- und Transportinformationen. Allerdings auch den Einfluss auf den Lebenszyklus sowie das Recycling und die Entsorgung des Endproduktes. Siehe hierzu auch:
Was ist eine EPD? | IBU - Institut Bauen und Umwelt e.V. (ibu-epd.com)
Wie wird eine EPD erstellt?
Eine EPD setzt sich aus unterschiedlichsten Informationen zusammen. Diese umfassen nicht nur die verwendeten Rohstoffe bei der Herstellung, sondern beurteilt auch den Prozess an sich, sowie den Transport und die Verwendung am Einsatzort. All diese Umwelt- und Prozesskennwerte sowie ggf. Prüfzeugnisse sind für eine Detailbewertung notwendig. Erst so können Expertinnen und Experten eine vorläufige Umweltproduktdeklaration erstellen, welche dann von unabhängiger Seite verifiziert werden muss. Dadurch kann der gesamte Lebensweg eines Produktes genau beschrieben werden.
Was beinhaltet eine EPD?
Diese beinhaltet nicht irgendwelche Zahlen oder ungenaue Schätzungen, sondern summiert sich aus den Umweltwirkungen des Stoffes über seinen gesamten Lebensweg, von der Gewinnung, über die Nutzungsphasen bis hin zum Recycling oder gar der Entsorgung. Diese komplexe Erstellung der Ökobilanz endet nicht in einer fixen Kennzahl, sondern ergibt eine Vielzahl von Einfluss-Faktoren wie den Verbrauch von fossilen Ressourcen, den Verbrauch von Wasser aber auch die Emittierung von Treibhausgasen und die Beeinträchtigung von Luft und Regen. Dies ist ein höchst komplexer und auch kostenintensiver Berechnungsprozess, der nur von speziell geschultem und zertifiziertem Personal ausgeführt werden kann, bevor es von einer unabhängigen Stelle erneut geprüft wird.
EPDs ermöglichen nicht nur die Ökobilanzierung und Bewertung von Gebäuden, sondern auch die integrale Planung. Architekten und Fachplaner können anhand von EPDs bereits in der Entwurfsphase verschiedene Bauteile, Bauweisen und Optionen vergleichen und so die ideale Kombination von Bauprodukten für das jeweilige Gebäude auswählen.
Ob Architekten, Planer, Ingenieure, Bauherren, Facility-Manager oder Auditoren – jeder Interessierte kann sich anhand der öffentlich zugänglichen EPDs einen Überblick über Ökobilanz-Kennwerte und produktbezogene Umweltwirkungen verschaffen.
EPDs bilden eine wichtige Grundlage für die Nachhaltigkeitsbewertung von Bauwerken.